Als sich Johannes Rau um Kopf und Kragen redete

Interview Ende 1986 mit Johannes Rau, damals Ministerpräsident von Nordhein-Westfalen und Kanzlerkandidat der SPD. Von links: Michael H. Spreng (†2020), Chefredakteur des „Express“, Johannes Rau (†2006), Friedemann Weckbach-Mara, Georg Streiter

Was man alles so findet, wenn man mal aufräumt. Ein Foto von dem legendären „Express“-Interview vor der Bundestagswahl 1987 mit SPD-Kanzlerkandidat Johannes Rau. Da redete er sich um Kopf und Kragen, kündigte an, alle Sozialkürzungen der Regierung Kohl zurücknehmen zu wollen.

Johannes Rau war am 15. September 1985, knapp eineinhalb Jahre vor der Bundestagswahl im Januar 1987, von der SPD zum Kanzlerkandidaten nominiert worden. So lange vor einer Wahl würde sich heute keine Partei mehr festlegen.

Und es geschah, was geschehen musste – same procedure as every four years: die SPD hatte damals beschlossen, in ihren politischen Aussagen bloß nicht allzu konkret zu werden, um keine Angriffsflächen zu bieten.

Dagegen verstieß Rau nun wenige Wochen vor der Wahl mit seinem „Express“-Interview und kriegte mächtig Ärger mit allen. Die SPD verlor die Wahl gegen Helmut Kohl mit einem um -1,3 Prozentpunkte schlechteren Ergebnis (37%) als vier Jahre zuvor

Damals – Opa erzählt wieder vom Krieg – hat sich bewährt, Interviewpartner nicht – wie es heute so oft geschieht – ständig zu unterbrechen. Mann muss sie einfach reden lassen. Sie reden sich von allein in den Abgrund.

Dazu braucht es keine Interviewer, die ihre Fragen für wichtiger halten als die Antworten.

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