Meine Erinnerung an Valentin Falin

Valentin Falin (†2018) war von 1971 bis 1978 Botschafter der UdSSR in Bonn, arbeitete dann im Zentralkomitee (ZK) der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU) in Moskau.

Valentin Falin, ein Urgestein der ehemaligen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken (UdSSR) ist am 22. Februar 2018 in Moskau im gesegneten Alter von 91 Jahren gestorben.

Er war DER Kenner der Deutschen in der Administration der Sowjetunion, von 1971 bis 1978 Botschafter in Bonn, machte danach Parteikarriere in Moskau.

Er gab mir vor fast genau 30 Jahren, Ende Mai 1988, nach einem etwas abenteuerlichen Vorlauf in seinem Büro im Zentralkomitee der KPdSU ein Interview für die „Hamburger Morgenpost“.

Zuvor hatte mich zwei Tage lang sein engster Mitarbeiter Nikolai Portugalow unter die Fittiche genommen und mir sein Moskau gezeigt. Das fand ich einerseits sehr nett. Mir war aber klar, dass er danach erstmal einen Geheimdienst-Bericht über mich geschrieben hat. Am dritten Tag setzte ich mich in ein Taxi, nannte die Adresse des Zentralkomitees, was erst zu einer erstaunten Rückfrage und dann zu sofortigem Verstummen und Gasgeben des Taxifahrers führte. Das war auch gut so, denn außer der Adresse konnte ich kein einziges Wort Russisch.

Falin, der bei der Ostpolitik von Willy Brandt Anfang der 1970er Jahre eine zentrale Rolle gespielt hatte, war – so empfand ich es jedenfalls – ein Freund der Deutschen. In dem Gespräch sperrte er sich nicht bei dem Gedanken an eine irgendwann vielleicht einmal zustandekommende Wiedervereinigung Deutschlands, bezweifelte aber, dass er oder ich das erleben würden. Und behaglich war ihm bei dem Gedanken daran offensichtlich nicht.

Dennoch gehörte er zu den wichtigsten und einflussreichsten Männern einer Deutschland zugeneigten Fraktion in Moskau – und hatte dann auch wieder seine Finger im Spiel, als 1990 über die Einheit Deutschlands verhandelt wurde. Später, 1992 bis 2000, lebte er sogar in der Nähe von Hamburg, zog dann aber doch wieder zurück nach Moskau.

Er war immer das, was man sich heute in der internationalen Politik mehr wünschen würde: ein bei allen ideologischen Gegensätzen immer ein zuverlässiger, erreichbarer, ausgleichender, aufmerksamer und angenehmer Gesprächspartner.

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