Seit 1951 veranstaltet die Bundespressekonferenz – die Vereinigung der Hauptstadtjournalisten – den Bundespresseball. Am 29. November 2019 feierten wieder 2.000 Gäste im Berliner Hotel Adlon, darunter auch viele Kolleginnen und Kollegen der Bild-Zeitung.
Die Sittenwächter im Gefechtsstand von Bild-Chef und Außenpolitik-Experte Julian Reichelt haben aber aufgepasst und ihnen heute auf Seite eins mit einem sehr sorgfältig formulierten Text klargemacht, dass sie auf der falschen Party getanzt haben.
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt einen derartig vor Verachtung triefenden Text gelesen habe. 27 Zeilen Hass – und der arme „Bild“-Leser weiß gar nicht, was das soll. Es interessiert ihn auch nicht die Bohne.
Wer es auf dem Foto nicht lesen kann – hier der vollständige Text, und man sollte jedes Wort auf der Zunge zergehen lassen:
Putins Freund feiert die Pressefreiheit …
Der Chef-Lobbyist eines autoritären Regimes, das Journalisten verfolgt und ermorden lässt, feiert auf Einladung der Hauptstadtpresse beim Bundespresseball im Hotel Adlon am Brandenburger Tor in Berlin.
Gerhard Schröder (l.), einst Bundeskanzler, heute Männerfreund von Wladimir Putin und Öl-Prinz beim russischen Staatskonzern Rosneft (finanziert Kriege in aller Welt und Hacker-Angriffe auf westliche Demokratien), kam mit Gattin Kim (M.) und traf auf Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, First Lady Elke Büdenbender und Familienministerin Franziska Giffey (SPD).
Auf dem Buffet 4000 Austern
Ob der Bundespräsident Gerhard Schröder fragte, warum Putin immer wieder das deutsche Parlament mit Hackern angreift oder unliebsame Personen im Berliner Tiergarten von seinem Geheimdienst erschießen lässt, ist nicht überliefert.
Ob die „Bild“-Kollegen, die Freitag am Presseball teilgenommen hatten, am Montag danach in der großen Bild-Redaktionskonferenz „Selbstkritik“ üben mussten, ist auch nicht überliefert.