Axel Springer inside: Wenn der Chef den Chef interviewt

Was haben wir uns in der vergangenen Woche über BILD vs. Drosten aufgeregt! Es wurde Zeit, dass der BILD-Chef sich endlich mal kritischen Fragen stellt! Eine gute Idee. Aber was ist dabei herausgekommen? Aus meiner Sicht das peinlichste Tondokument der Mediengeschichte.

Die Ausgangslage beschreibt das Medienunternehmen Axel Springer so:

Seit fast zwei Jahrzehnten ist Mathias Döpfner Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, Julian Reichelt ist seit mehr als zwei Jahren Chefredakteur von BILD. Beide sind es gewohnt, dass BILD kontrovers und umstritten ist und oft kritisiert wird. Die aktuelle Empörung über BILD, und ganz besonders über die Berichterstattung über den Virologen Christian Drosten, hat jedoch eine neue Qualität. Kollegen sind verunsichert, werden von Freunden und Bekannten angesprochen, wie sie für ein Haus arbeiten können, das BILD herausgibt. In den sozialen Medien werden manche Mitarbeiter beschimpft und bedroht. Was ist da passiert? Woher kommt diese Ablehnung? Nur ein Missverständnis? Oder wurden auch Fehler gemacht? Warum hat BILD so berichtet und was treibt Julian Reichelt journalistisch an? Darüber spricht er mit Mathias Döpfner im inside.pod von Axel Springer.

Also: Der Springer-Chef interviewt den „Bild“-Chef. 53:26 Minuten lang im verlagseigenen „inside.pod“. Das kann ja was werden! Und wurde es auch.

Ich habe mir das von Anfang bis Ende angehört und empfehle jedem Interessierten, dies auch zu tun. Einfach Hören und genießen. Ja, es ist anstrengend und zum Fremdschämen. Aber man muss das gehört haben, sonst glaubt es keiner.

Eine Bewertung im Detail hier verkneife ich mir. Jeder kann sich seine eigene Meinung bilden. Nur ein kleiner Anschmecker (damit Ihr auch wirklich bis zum Ende hört): Das Büro des Chefredakteurs ist zugleich auch Gebetsraum … aber hört selbst!

Doch – noch ein Spoiler: Gegen Ende des Interviews wird es immer irrer. Julian Reichelt versteigt sich zu der Aussage, er habe stets für seine Überzeugungen „sein Leben riskiert“ – und:

Und das tun bis heute in diesem Geiste fast jeden Tag großartige Kolleginnen und Kollegen, dass wir unser Leben dafür riskiert haben, dass wir glauben, Journalismus ist wichtig. Das ist etwas, das in der ganzen Sicht darauf, was ist die Marke ‚Bild‘, viel zu wenig berücksichtigt wird.

Die einzig wirklich interessante Frage, warum BILD eigentlich eine Schlagzeile macht, die durch den eigenen Text nicht belegt ist, wurde übrigens auch viel zu wenig berücksichtigt. Sie wurde gar nicht gestellt.

Springer-Chef Döpfner interviewt „Bild“-Chef Reichelt – 53:26 anstrengende Minuten lang.
Springer-Chef Mathias Döpfner (l.) und „Bild“-Chef Julian Reichelt (r.) – Foto: Axel Springer

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