Witzischkeit kennt keine Grenzen: Corona mal lustig

Spiegel-Titel vom 30. Januar 2021

Es gibt einige ewige Grundregeln des Journalismus, mit denen man deswegen immer ganz gut durchkommt, weil sie immmer wieder bestätigt werden, was in der Summe dann zu dem wird, was man Erfahrung nennt. Eine heißt zum Beispiel: Vorsicht bei angekündigten Unwettern. Zu oft nämlich sind schon herbeigeschriebene und herbeigesendete Hurricans zum normalen Stürmchen zusammengefallen. Und der Redakteur steht dann da wie der Depp. Also lieber Finger weg und keine Festlegung, wenigstens ein paar deutliche Konjunktive einbauen.

Eine weitere Grundregel heißt: Humor funktioniert in der Regel nicht. Und zwar meist deshalb, weil der Leser den urkomischen Gedankengängen heiterer oder angeheiterter Journalisten nicht folgen kann oder will. Der blöde Kunde versteht die Genialität der Autoren einfach nicht. Der will einfach eine ordentliche Zeitung oder Zeitschrift. Damit sind diese Spießer schon zufrieden und bereit, dafür zu bezahlen. Die wollen Information und lachen lieber über ihre eigenen Witze.

Ganz fürchterlich wird es, wenn man glaubt, Humor planen zu können. Beim „Spiegel“ sind sie‘s vergangene Woche richtig strategisch angegangen: Trump ist weg, und immer nur Corona kotzt uns und die Leser gleichermaßen an. Kann man nicht Corona ein bisschen lustiger machen? „Die Leute kaufen sich jetzt alle ein Haustier, weil sie einsam sind“, ruft ein Volontär von hinten in die Konferenz. Da hat er wirklich recht: Die Welpen-Preise explodieren und der Haustier-Markt ist leergefegt. Da kann man was draus machen!

Leider haben sich dann die Profis beim „Spiegel“ der Geschichte angenommen und sich Gedanken gemacht, wie man daraus einen Titel bastelt. Also nicht einfach einen Titel, sondern ein Bomben-Titel, der durch die Decke geht. Dazu braucht es alle Zutaten, die Herz, Hirn und Humor ansprechen. Herausgekommen ist: Eine Hamburger Elbchaussee-Familie auf dem goldenen Bretz-Sofa (o.ä.) mit Hunden, Katzen und einer Schildkröte. Und dazu die Zeile:

Wir bleiben Zoohause!

Wie geil ist das denn!? Irre! „Zoohause“ statt „Zuhause“! Und die Spiegel-Leser in den USA sprechen es dann sogar noch fast richtig aus. Hammer! Echt! Witzig! Ganz großes Kino! Was für ein Burner!

Ich wette: Dieser „Spiegel“ liegt am Kiosk wie Blei. Irgendein Geheimnisträger möge mir bitte in ein paar Wochen die Zahl der harten Verkäufe im Handel in meinen diskreten Briefkasten einwerfen. Danke!

Und wo wir schon so lustig sind: Ein ehemaliger „Spiegel“-Kollege hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der „Spiegel“ mit Oliver Trenkamp nicht nur einen „Blattmacher in der Chefredaktion“ hat, sondern auch einen verkannten Meister des Kalauers. Sozusagen einen Humor-Beauftragten. Seine  Beiträge mit dem Titel „Die Lage am Abend“ erweisen sich als Füllhorn des spritzigen Wortspiels. Beispiele? Gern – ein paar Perlen hat der „von der Infantilisierung etwas irritierte“ Ex-Kollege geborgen. Dazu muss man gar nichts schreiben – nur in die Humor-Hölle schauen:

„Die Lage am Abend“ vom 1.2.2021
„Die Lage am Abend“ vom 28.9.2020
„Die Lage am Abend“ vom 1.10.2020
„Die Lage am Abend“ vom 5.10.2020
„Die Lage am Abend“ vom 7.10.2020

Das ist doch alles wahnsinnig lustig, oder? Heinz Schenk und Hape Kerkeling wussten schon 1993: Witzischkeit kennt keine Grenzen!

Eine Antwort

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